Prozessarbeit / Deep Democracy

Prozessarbeit

Arnold Mindell entwickelte in den 70er und 80 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Zürich die prozessorientierte Psychologie, heute Prozessarbeit genannt. Arnold Mindell ist Physiker, war Jung’scher Lehranalytiker und ist der Begründer der weltweit praktizierten Prozessarbeit. Es müssen besonders neugierige, forschungsfreudige und innovative Menschen gewesen sein, die mit ihm zusammen diese tiefgreifende Welt entdeckt und erforscht haben und sich gemeinsam auf einen unbekannten Weg aufmachten. Was mit Psychotherapie begann, ist heute ein Ansatz, der sowohl in der Therapie wie auch im wirtschaftlichen, sozialen, medizinischen, künstlerischen, pädagogischen und politischen Feld angewandt wird und der in seiner transformativen Eigenschaft in die Zukunft leuchtet. Arnold  Mindell brachte Psychologie, spirituelles und indigenes Wissen mit neuester Physik wie die die Quantenphysik auf eine unvergleichliche Weise zusammen und erforschte auf diesem faszinierenden Weg  Methoden, die in allen Lebensbereichen angewandt werden können. Den Weg der Prozessarbeit zu beschreiten bedeutet meiner Erfahrung nach, mich dem Lebensprozess schlechthin hinzugeben: Jeder Tag birgt die Möglichkeit, Neues zu entdecken, meine Identität zu erweitern, mich durch Konflikte, Störungen und Überraschung verwandeln zu lassen, indem ich, ganz kurz gesagt, allem was passiert, mit „Anfängergeist“ folge, statt mit vorgefassten Bildern und Konzepten meinen Alltag bewältigen zu wollen.  Prozessarbeit lässt sich sehr gut für die Musik und allgemein künstlerische Aktivitäten nutzen. Lesen Sie mehr über auf der Seite KraftortMusik.

Deep Democracy

Deep Democracy ist ein Begriff in der Prozessarbeit, den Arnold Mindell im Lauf seiner Forschung entwickelte und welcher erstmals im Buch  The Leader as Martial Artist (1) auftaucht. Er fand zu diesem Begriff durch seine vielen Erfahrungen mit Gruppen, mit denen er weltweit arbeitete. Dieser Ansatz ist in der Prozessarbeit sehr bedeutsam geworden und wird heute vielfältig angewandt, sei es in politischen Gruppen, in Organisationen, Teams und in der Arbeit mit Einzelnen.
1 A. Mindell: Leader as Martial Artist, Harper, San Francisco, 1992

Max Schupbach, ein Kollege von Arnold Mindell, der die Prozessarbeit von Beginn an mitentwickelte, gründete 2006 zusammen mit Ellen Schupbach und einem kleinen Team das Deep Democracy Institut. Inzwischen gibt es weltweit Ausbildungstrainings. Deep Democracy ist, wie der Name aussagt, tiefer als unser normales Verständnis von Demokratie, welches vor allem  auf  Mehrheitsmeinungen  aufbaut, die sich aufgrund von demokratischen Abstimmungen zeigen. Deep Democracy in der Prozessarbeit bedeutet kurz gesagt, dass alle Stimmen in einer Gruppe wie auch in einem Individuum als gleich wichtig beachtet werden. Nebst den Stimmen, die die gewohnte Identität einer Gruppe oder eines Individuums repräsentieren, werden andere Stimmen bzw. Rollen ebenso beachtet.  Dies können kritische Stimmen einer Minorität sein oder auch Stimmungen, welche normalerweise übergangen werden. Die Rolle des Facilitator/ der Facilitatorin (Facilitation= Erleichterung) erleichtert der Gruppe die Wahrnehmung aller Stimmen, sodass sämtliche Stimmen und Energien in einer Gruppe zum Ausdruck kommen. Das Feld mit all seinen Informationen erscheint in seiner Ganzheit und verändert die Gruppe. Die innere Haltung in Deep Democracy bedeutet, in Freundschaft mit allen Teilen der Gruppe oder auch in mir selbst zu sein, sodass sich aus der Zusammenarbeit aller Stimmen neue und sehr kreative, nicht vorhersehbare Konfliktlösungen, Wege etc. entwickeln können.